Welche Wahl haben wir? – Wählen wir? – Improtheater

In diesem Projekt begreifen wir Demokratie nicht zuerst in politischer, sondern in gesellschaftlicher Hinsicht. In dieser Sicht bedeutet Demokratie zu leben mehr, als zur Wahl zu gehen oder die eigene Meinung kund zu tun: Können wir bis zum Ende zuhören, wenn ein Sachverhalt erläutert wird, halten wir aus, dass andere, vielleicht uns Nahestehende, Ansichten vertreten, die nicht mit unseren übereinstimmen, vielleicht sogar schmerzen, schaffen wir es, anzuhören, ohne zu urteilen, sind wir bereit zu streiten, ohne zu verletzen, nehmen wir aber auch unsere eigenen Grenzen wahr und können wir vermitteln, wo sie verlaufen und dennoch verbindend bleiben? Sind wir neugierig und kritisch ohne automatisches Misstrauen? Trauen wir uns, Informationen einzuordnen, ohne, dass uns die Richtung schon vorgegeben wird? Widersprechen wir mutig und freundlich, wenn es uns wichtig ist?

All das kann sich im Kleinen und Alltäglichen, fernab jeder politischen „Großbaustelle“ abspielen und macht Grundzutaten demokratischen Handels aus, die wir jeden Tag entwickeln und kultivieren können.

Was heißt Theater?

Das Theater hat eine besondere Zutat zur Hand, ohne die es nicht sein kann, genauso wie die demokratische Gesellschaft: Theater handelt aus.

Ob mit dem Publikum oder im Ensemble, es werden Inhalte verpackt, ästhetisiert und präsentiert. Jeder einzelne Schritt ist ein eigenes Aushandeln.

Was können beide zusammen?

Ob es darum geht, eine Choreographie mit dem ganzen Ensemble abzustimmen, zu entscheiden, wer wann in der ersten Reihe steht, ob es eher Mut oder Zurückhaltung braucht, wie wir damit umgehen, dass es mehr als eine ästhetische Vorstellung gibt, wie wir gemeinsam Wichtiges finden, benennen und festhalten, welche Form wir für unser Anliegen entwickeln – das macht den Zauber aus, dass das Ganze mehr ist als die Kreativität der Einzelnen, obwohl es davon lebt

Wir erleben, was es heißt, im miteinander ins Spielen zu kommen und wie sehr jeder und jede Einzelne gebraucht wird.

Was haben wir vor?

Das Thema „Wahljahr“ ist uns Aufhänger und Ausgangspunkt, von dem sich alles entwickeln kann. Ausgehend von Schlagwörtern, Slogans, Plakataufschriften machen wir uns auf eine spielerische Reise durch den Dschungel der wuchtigen Begriffe und Plattitüden und setzen ihnen unsere eigene Sicht auf die Dinge entgegen. Ob Verknappung, Ironie, katalogisierte Wünsche, Geständnisse oder Ergründung von eigenem (Un)Mut, Wahrheiten fernab von allem Propagierten und Themen, die jungen Menschen immer viel zu kurz kommen, hier ist Raum, Botschaften gen Bühne zu bringen. Im Großen wie im Kleinen fragen wir immer wieder aufs Neue: Welche Wahl haben wir? Wählen wir?

Der Vorgang und das Werk-Ergebnis werden mit der Kamera begleitet, das entstandene Material zu einem kurzen dokumentarischen Film verarbeitet.

Das Projekt wurde vom Land Thüringen Ministerium für Bildung, Jugend und Sport gefördert sowie von der Rhön – Rennsteig – Sparkasse.